Es sind zwei Schilder, die ausdrücken, was wir als Gemeinde im Berichtsjahr Besonderes erlebt haben. Ich meine die Hinweisschilder für kirchliche Veranstaltungen im Ort, die an vielen Einfallsstraßen unserer Städte angebracht sind. In Platendorf gibt es eine Besonderheit: Wer von Süden ins Moordorf fährt, sieht die luth. Gemeinde mit der lila Kirche oben und die Baptisten mit der grünen Kirche darunter. Von Norden kommend ist es genau umgekehrt. Das war mir schon ein immer ein Bild für den Zusammenhalt der beiden Kirchengemeinden im Dorf.
Im ersten Quartal 2023 wurde das Miteinander noch inniger. Unsere Nachbarn waren von der Kirchenleitung zu kreativer Sparsamkeit angehalten worden. So kam es, dass ein Vierteljahr lang alle Sonntags- und Wochenveranstaltungen der Lutheraner in der Baptistenkirche stattfanden.
Unser Gebäude ist neu, gut gedämmt, und die Fußbodenheizung läuft auch im Winter durchgehend. So erlebten wir einen Synergieeffekt im doppelten Wortsinn: Heizenergie wurde für die einen eingespart, und gleichzeitig erwärmte die Gemeinschaft die Herzen aller. Kosten entstanden für unsere Gäste nicht. Wir behielten die Kollekte, das hatte der Kirchenvorstand vorgeschlagen. Sondersammlungen der Kirchengemeinde fanden im Foyer statt. Wegen der Gebefreudigkeit unserer Leute profitierte die Thomasgemeinde davon auch noch.
Durch unsere gemeinsame Sache fand tatsächlich an jedem Tag mindestens eine Veranstaltung statt. Die Absprachen zwischen den Kastellanen klappten sehr gut, alles lief problemlos. In der Gottesdienstform wechselten wir uns ab. An jedem 2. und 4. Sonntag predigte die Pastorin und zelebrierte einen lutherischen Gottesdienst. An den anderen Sonntagen feierten wir unseren baptistischen Gottesdienst. So wurde für das Vierteljahr aus unserem Abendmahlstisch ein „Altar“, es hingen Antependien am Tisch und am Lesepult. Zum luth. Gottesdienst wurde das Kirchengesangbuch gereicht, mit Liturgieanweisung. Bei beiden Veranstaltungen hatten wir eine konfessionell gemischte Zuhörerschaft. Ja, es kamen sogar mehr Lutheraner in diese Gottesdienste als vorher in ihre Kirche. Der anschließende Kirchenkaffee schaffte Raum zu Gesprächen mit alten und neuen Bekannten. Wir sind eben auf dem Dorf. Es war ein Segen für beide Gemeinden.
Die Gemeinde Neudorf-Platendorf hat 85 Mitglieder und ist zurzeit pastorenlos, denn Ende November 2022 wechselte Pastor Matthias Mrosk nach Cottbus.
Autor:Pastor i.R. Peter Dobutowitsch
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Fotograf: Gemeinde
